Schüler von T-Shirt verdeckt mit Siebdruck Die Zukunft ist unsere in blau-pink

Die Zukunft ist unsere – Siebdruck mit über 100 Schülern

„Frau Chesnel, ich möchte Sie bei der Projektwoche in meinem Team haben“, rief mir die Klassenlehrerin meines Mittleren kurz nach den Winterferien zwischen nachmittäglichem Gehetze, Sportbeutel suchen und Weg zur Nachhilfe überraschend zu.

Und so fing alles an

Mit ihrer Klasse hatte ich ein paar Wochen davor Weihnachtsservietten besiebdruckt und jetzt sollte ich mit einer ganzen Schule drucken. Ich war nicht wenig aufgeregt und in solchen Momenten blubbern in mir Freude, Ideen, und Fragen wie „Schaffe ich das auch?“.

Nachhaltiges Handeln sollte das Thema der Projektwoche sein und spontan hatte ich als Siebdruck-Motiv die Grafik „Die Zukunft ist unsere“ von Marie Carreto @nucaneca im Kopf. Sie zeigt 2 gegenüberliegende Hände, die mit zueinander gerichteten Handflächen die Erdkugel formen. Zwischen den Händen befinden sich Elemente aus Flora und Fauna, u.a. eine kleine Tulpe, die in der Originaldatei in einer Kontrastfarbe dargestellt wird.

Nach Rücksprache mit Marie, dass ich die Datei im Rahmen der Projektwoche verwenden dürfte, schickte ich sie an die Schule und traf damit voll ins Schwarze. Die Lehrerin war begeistert, der Direktor nicht weniger und nachdem alles finanzielle geklärt war, ging es für mich schon in die Planung.

Von Farbeimern und Gartenschläuchen

Drei Monate hatte ab diesem Zeitpunkt noch bis zur Projektwoche und zum Schluss wusste ich von über 100 Schülern, verteilt auf 5 Gruppen gemischt aus 3. bis 6. Klasse. Zwei Vormittage bekam ich den Werkraum, den ich vom Weihnachtssiebdrucken schon kannte. Meine größte Angst, dass ich die Siebe in irgendwelchen kleinen Waschbecken auswaschen müsste, löste der Hausmeister in Luft auf, indem er mir einen Gartenschlauch auf die Rückseite vom Schulgebäude legte. Leider gibt es kein Foto von mir, wie ich im Hinterhof mit Gartenschlauch stehe und Siebe abspritze. Das muss ich beim nächsten Mal noch organisieren.

Kopfzerbrechen bereite mir die Farbmenge, denn wer möchte bei so einer Größenordnung zwischendrin mit zu wenig Farbe vor den Kindern stehen? Genau das bekam ich auch von anderen Siebdruckern zu hören, mit denen ich mich zu dazu austauschte, weshalb ich letztlich 3 kg Farbe bestellte. Ich sags mal so, 2 kg hätten es locker mit einkalkulierter Farbbombe auch getan, aber wie soll man das auch vorher wissen.

Um jede Gruppe in jeweils 1,5 Stunden möglichst zügig durch den Druckprozess zu bekommen, hatte ich einen Parcours geplant mit Stationen für -Shirt vorbereiten, -Drucken & Sieb fluten, -Anföhnen und –Hitzefixieren. Im Nachhinein lief das mit jeweils über 20 Schülern auf einmal im Raum richtig gut.

Am Vortag des Siebdruck-Projekt, dem 1. Tag der Projektwoche, schleppte ich morgens um 6.30 Uhr vor der Arbeit meine Siebdruck-Ausrüstung in die Schule. Jetzt gab es kein Zurück mehr und es gab mehr als einmal Situationen in denen ich mich gefragt habe, ob ich mich mit diesem Projekt nicht ein bisschen übernommen hätte.

Mach mal die Ärmel hoch

Die nächsten 2 Vormittage war ich nur am Rennen. Für mich jagte jede Gruppe die nächste. Innerhalb der Gruppen selber aber war es lustig, harmonisch und ungeduldig unruhig. Jeder wollte drankommen und loslegen und ich habe in diesen 2 Vormittagen bestimmt 50 x „mach mal die Ärmel hoch“ gesagt. Nach einer kurzen theoretischen Einführung in die Siebdruck-Technik ging es auch schon los. Der Parcours mit den einzelnen Stationen hat sich bei so vielen Schülern über die 2 Tage total bewährt und an der Hitzepresse hatte ich immer eine helfende Erzieherin die mich unterstütze und dafür gesorgt hat, dass sich keiner Verbrennungen zuzieht.

Keine Frage, es war auch anstrengend in so kurzer Zeit mit so vielen Kindern zu drucken, zu unterstützen und kleine und große Farbunfälle zu vermeiden.

Was aber für mich viel mehr zählt sind

  • die Aaahs und Ooohs, wenn ich nach dem 1. Testdruck das Sieb hochklappe und die Kids sehen, wie schnell man schöne Drucke selber machen kann;
  • die Freude darüber dass der erste eigene Siebdruck perfekt geworden ist;
  • die kleine Enttäuschung darüber, wenn es mal unregelmäßig-vintage geworden ist und die ich nehmen möchte, weil der Weg das Ziel und Perfektion langweilig ist;
  • dass in jeder Gruppe immer ein paar Schüler waren, die gerne weiter gedruckt hätten;
  • dass sie die Shirt nicht nur während der Projektwoche tragen, sondern dass ich sie auch jetzt noch, Wochen später, darin sehe.  

Ich würde so ein großes Projekt mit Kindern jedes Mal wiedermachen, denn es macht einfach soviel Spaß und Kinder haben immer tolle Ideen im Kopf.

Wenn Du mit Deiner Klasse oder klassenübergreifend Siebdruck ausprobieren möchtet, dann schreibt mir gerne an franziska@kleinefranzosen.de und wir planen Euer nächstes Siebdruck-Projekt. Ich kann noch soviel von Euch lernen.

Danke

Danke möchte an dieser Stelle sagen, an Marie Carreto, die mir ihre schöne Grafik „Die Zukunft ist unsere“ unentgeltlich für den Workshop zur Verfügung gestellt hat. Marie ist eine tolle Siebdruckkünstlerin mit vielen kreativen Ideen , für die man keine kostspielige Ausrüstung braucht. An die Klassenlehrerin von meinem Sohn, die mich bei der Durchsetzung des Siebdruck-Workshops bei der Schulleitung immer unterstützt hat und im Rahmen der Vorbereitungen mit mir in ständigem Austausch stand. Meinem mittleren Sohn. Ohne seine Freude und Motivation beim Weihnachts-Drucken, die anderen Kinder für Siebdruck zu begeistern, hätte der Workshop in der Projektwoche vielleicht gar nicht stattgefunden. Danke William, ich hab dich lieb, mein kleiner Handwerker, Mama.

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